Dienstag, 13. Januar 2015

Ein kleiner, aber feiner Unterschied!

Dr. Stefan Stiegler, Leiter des Albertinen-Diakoniewerks-Hamburg und ehemaliger Professor für Altes Testament, weist in seinem Artikel „Siehe, dein König kommt … und braucht Hilfe“ in der letzten Ausgabe von FaszinationBibel auf eine Bibelstelle aus Sacharja hin, die besonders in der Weihnachtszeit gerne zitiert wird – aber leider von Luther (und vorher schon in der griechischen Übersetzung des  Alten Testamentes, der Septuaginta) nicht ganz korrekt übersetzt wurde. 
Wir kennen die Stelle aus Sacharja 9,9 folgendermaßen:  Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.(Luther 1984)
Im Hebräischen steht an dieser Stelle, lt. Stiegler, ein Partizip Passiv, das auch passiv übersetzt werden muss: Sieh, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und einer, dem geholfen werden muss.
Das passive Partizip noscha` stammt vom Verb jascha` (helfen, retten), von dem auch der Name Jesus – Jeschua, hergeleitet ist. Dieses passive Partizip bezeichnet einen, dem geholfen wird, bzw. jemanden, der sich helfen lassen muss. 
Stiegler führt das nun in seinem sehr interessanten Artikel näher aus und mich, als theologische Nichtfachfrau begeistert daran, dass ich einen neuen Blick auf Jesus geschenkt bekommen habe:
Der Gott an den ich glaube, lässt sich aus Liebe in einer Weise auf seine Geschöpfe ein, die einfach unvergleichlich ist! Nicht nur, dass er seine selbst geschaffene Welt in Gestalt seiner Kreaturen betritt. Er macht es auch noch auf eine Art und Weise die gänzlich allen Erwartungen an einen Gott und König widerspricht. Er macht sich klein, schutzlos, abhängig, arm. Er kam als bedürftiges Baby. 
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Die Proklamation der Engel verkündet einen kleinen Hossenschisser: „…ein Kind, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend…“  Und, was ist in so einer Babywindel drin? Genau! Das allermenschlichste vom Menschlichen. 
Ein Gott, der sich helfen lassen muss. Natürlich ist er auch ein Retter. Diese Übersetzung ist dem Sinn nach natürlich nicht falsch. Aber das Geheimnis des hilflosen und gewaltlosen Gottes geht dabei etwas verloren. 
Das Fazit, welches Stiegler aus dieser neu gewonnenen Übersetzung zieht, spricht mich total an: Wenn sogar Gott, der König, auf Hilfe angewiesen ist, dann brauche ich mich auch nicht schämen, wenn ich Hilfe brauche. Sei sie nun von Gott oder Menschen. Ich kann aufhören die starke Frau zu spielen. Ich darf mir eingestehen und zugestehen schwach zu sein. 
Gott ist sowas von gänzlich anders als wir Menschen! Er überrascht mich immer wieder neu und öffnet meine Augen für seine überraschende, unsichtbare Realität. Ich möchte hier gerne noch wiedergeben, was Stiegler noch in diesen Text hinein gedeutet hat:
 Freut euch nur, ihr Jerusalemer, jubelt ruhig, ihr Zionisten.
Aber der König, den ich euch im Namen Gottes ankündige,
das ist gar kein König, wie ihr ihn euch vorstellt.
Der passt nich in eure Denkmuster.
Der ist arm dran, das ist ein ganz schwacher Typ, 
einer, dem geholfen werden muss.
Der hockt auf einem Esel statt auf einem stolzen Ross.
Und er wird keinen großen Feldzug vom Zaun brechen, 
um die Fremdherrschaft abzuschütteln.
Im Gegenteil, der wartet auf Gottes wunderbares Eingreifen
und wird ganz andere Regierungsmethoden anwenden, 
als ihr bisher gewohnt seid.
Der regiert nicht  mit Militär- und Polizeigewalt.
Der regiert, indem er sich helfen lässt. 
Der geht den untersten Weg.
Aber auf diese Art und Weise wird er Frieden schaffen,
einen ganz wunderbaren Frieden, der von innen kommt 
und vom Osten bis zum Westen reicht,
von Bagdad bis nach Washington.
Stefan Stiegler 

Freitag, 15. August 2014

ganz schön schwer

Meine Freundin hat mit ihrer Familie am Familiencamp des Dünenhofs, Cuxhaven, teilgenommen. Die Woche stand unter folgender Überschrift: 
"Das Leben ist überwältigend schön und schwer - Beten mit Psalm 73"
Grund für mich, noch mal diesen Psalm zu lesen und mich, abgesehen von Vers 28 (der Jahreslosung 2014), damit zu befassen. 
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Gott nahe zu sein, ist gut für mich - Psalm 23 nach Übersetzung der Basisbibel: 
 EIN PSALM, MIT ASAF VERBUNDEN.
Ja, wirklich: Gott ist gut zu Israel, zu denen, die ein reines Herz haben!
Ich aber wäre fast gestrauchelt mit meinen Füßen. Um ein Haar hätte ich meinen Halt verloren.
Denn ich war neidisch auf die Angeber, als ich sah, wie gut es den Frevlern ging.
Denn sie leiden offenbar keine Schmerzen, ihr Leib ist gesund und wohlgenährt.
Die harte Arbeit der Menschen kennen sie nicht und die Sorgen der Leute berühren sie nicht.
Darum tragen sie ihren Hochmut wie eine Halskette und hüllen sich in einen Mantel von Gewalt.
Aus ihren Augen grinst der Wohlstand hervor. Vor lauter Einbildung hüpft ihnen das Herz.
Sie spotten und reden in böser Absicht daher, verdrehen die Worte und schüchtern ein.
Sie reißen ihren Mund auf bis zum Himmel und lassen ihrer Zunge freien Lauf auf Erden.
Darum wendet sich das Volk ihnen zu. Von ihren Reden bekommt es nicht genug.
Sie sagen: Wie sollte Gott davon erfahren? Was weiß denn schon der Höchste?
Schaut nur hin: So leben die Frevler! Die ganze Zeit sind sie frei von Sorgen und vermehren ihr Vermögen immerzu.
Ja wirklich: Umsonst behielt ich ein reines Herz! Umsonst wusch ich meine Hände in Unschuld!
Vielmehr blieben mir die Sorgen Tag für Tag. Jeder neue Morgen war für mich eine Strafe.
Ich könnte zwar sagen: »Ich will so reden wie sie!« Aber die Gemeinschaft deiner Kinder hätte ich damit verlassen.
Also dachte ich nach, um das zu verstehen! Doch es war mühselig in meinen Augen.
Schließlich ging ich in Gottes heilige Hallen. Da sah ich auf ihr Ende und verstand es.
Ja, wirklich: Du hast sie auf glatten Grund geführt und sie auf ihre Täuschung hereinfallen lassen.
Doch wie plötzlich kam für sie das Entsetzen. Schlagartig fanden sie ein schreckliches Ende – wie bei einem Traum, dem ein böses Erwachen folgt! Und wenn sie dann wach werden, mein Herr, sind sie nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Wenn mich also die Bitterkeit im Herzen packt und mich die Nieren wieder einmal stechen:
Dann bin ich so dumm wie ein Rindvieh und steh vor dir wie ein Ochse vor dem Berg.
Trotzdem bleibe ich immer bei dir. Du hast mich an die Hand genommen.
Du führst mich nach deinem Plan. Und wenn mein Leben zu Ende geht, nimmst du mich in Würde bei dir auf.
Wen hätte ich sonst im Himmel? Bei dir zu sein, das ist alles, was ich mir auf der Erde wünsche.
Und sind mein Leib und Leben vergangen: Auch dann bleibst du, Gott, trotz allem mein Fels und mein Erbteil für immer!
Ja, wer sich von dir entfernt, der wird umkommen. Wer sich von dir abwendet, den vernichtest du.
Ich aber bekenne: Gott nahe zu sein, ist gut für mich. Bei Gott, dem HERRN, habe ich meine Zuflucht. Von allen seinen Werken will ich gerne erzählen.

Zunächst einmal ist mir der Name "Asaf" aufgefallen.
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Denn seit letztem Jahr ist mir der israelische Sänger Asaf Avidan ein Begriff. Sein Lied "One Day / Reckoning Song" hielt sich über 50 Wochen auf Platz Eins der deutschen Single-Charts und ist die Hymne einer ganzen Generation geworden - auch durch die "Verslammung" des Liedes von Julia Engelmann. Aber das nur nebenbei. Jedenfalls ist der Asaf, der Psalm 73 geschrieben hat, zu seiner Zeit auch ein national bekannter Liedermacher und Sänger gewesen. Er scheint zu den engen Vertrauten rund um König David gehört zu haben und wird auch als "Seher" oder prophetischer Sänger beschrieben. (Vielleicht haben Asaf Avidans Eltern ihm mit seinem Namen quasi prophetisch eine Karriere in die Wiege gelegt?!)
Dann ist mir die schonungslose Ehrlichkeit aufgefallen:
Asaf betont als erstes, dass Gott gut zu denen ist, die ein reines Herz haben. Dann erzählt er, wie es in seinem Herz aussieht und redet offen über sein Problem mit Neid. Er vergleicht sich und stellt fest: offensichtlich geht es allen anderen besser als mir! Das grummelt ganz schön in ihm und führt auch zu Verbitterung. Denn bei ihm läuft es wohl gerade nicht so rund. Vielleicht bestimmten Krankheit, Armut, Hunger und Schmerzen seinen Alltag?! Oder den Alltag der allermeisten Menschen um ihn herum. Und diejenigen, denen es besser geht, lästern Gott, sind hochnäsig und eingebildet und kümmern sich nicht um die Not um sie herum. 
Das alles beschreibt Asaf. Er nimmt seine Gefühle war und kann sie benennen. WOW! Er ist selbstkritisch und merkt ganz genau, woher sie kommen und wohin sie führen. Aber er lässt sich nicht von seinen Gefühlen treiben, sondern weiß um seine Möglichkeit anders zu denken, bewerten und fühlen. Er denkt nach! Er möchte verstehen. Denn oft kommt man mit einer schwierigen Situation besser klar, wenn man weiß, warum etwas so ist, wie es ist. Doch er merkt, dass er alleine nicht weiter kommt.
Ich bemerke: Asaf macht etwas sehr Kluges: er sucht sich Hilfe!
Das ist mir als nächstes positiv aufgefallen: Asaf hat sich angestrengt um die Welt um ihn herum zu verstehen.  Und kommt an seine Grenzen. Es ist zu schwierig für ihn.  Es treibt ihn um, lässt ihm keine Ruhe, macht ihn wahnsinnig. Asaf will sich helfen lassen. Und er weiß, wo er Hilfe findet: Er geht in den Tempel und findet dort Antworten. Wie auch immer Gott sie ihm gezeigt und gegeben hat – Asaf versteht auf einmal. Er erkennt, dass es den Menschen eigentlich doch gar nicht so gut geht – vor allem am Ende nicht.
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Danach kommt der Teil des Psalms in dem Asaf sein Fazit zieht: Gott nahe zu sein, ist gut für mich.
Trotz aller Schwierigkeiten ist es besser in Gottes Nähe zu sein, als gesund und wohlhabend ohne Gott zu leben. Asaf möchte die Gemeinschaft der Kinder Gottes für einen kurzfristigen Vorteil nicht verlassen. Er möchte treu bleiben und an Gott festhalten. Er vertraut darauf, dass Gott einen Plan für sein Leben hat. Er weiß um seine Würde als Kind Gottes. Und er weiß auch um seine Zukunft bei Gott. Dann, wenn  irdische Umstände keine Rolle mehr spielen.
Als letztes bemerke ich, dass Asaf trotz allem realistisch bleibt.
Er redet davon, dass es trotzdem noch vorkommen kann; dass Neid ihn packen oder Bitterkeit in sein Herz einziehen kann. So ist der Mensch, so dumm wie ein Hornochse. Es ist ein Zeichen großer Weisheit wenn ein Mensch seine Menschlichkeit realistisch betrachtet. Trotz aller Offenbarung Gottes die Asaf im Tempel erlebt hat; trotz aller Erkenntnis die er daraus gezogen hat; trotz seines festen Glaubens und des überzeugten Bekenntnisses – Asaf ist demütig genug mit dem nächsten Scheitern zu rechnen.  


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Ich habe keine Ahnung was meine Freundin vergangene Woche auf dem Dünenhof über Psalm 73 gelernt hat. Aber ich bin sehr gespannt darauf es zu erfahren und davon zu profitieren. Meine Lehre aus Psalm 73 ist zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls:

1.      Ich möchte ehrlicher werden. Mit anderen, vor mir selbst und im Reden mit Gott. Ich möchte einüben, meine wirklichen Gedanken und Gefühle zu benennen und keine frommgefärbte Version davon. Ich möchte beobachten wo Neid bei mir aufkommt und warum. Und ich bitte Gott mit zu zeigen, wo Bitterkeit in meinem Leben schon Wurzeln geschlagen hat. Und diese dann auszureißen.
2.     Ich möchte einüben, mich mit meinen Fragen unmittelbarer an Gott zu wenden. Ich frage oft Menschen nach ihrer Meinung, nehme bereitwillig Hilfe in Anspruch und des Öfteren bezahle ich sogar dafür. Aber Gott ganz konkret um Antworten zu bitten vergesse ich manchmal. Ich möchte auch wieder öfter im Gottesdienst für das sein, was Gott mir zu sagen hat.
3.     Ich möchte mir selbst die Wahrheit zusprechen. Bekenntnisse einüben. Und Bekennen einüben. Zusagen, Verheißungen und gute Gottesworte über mein Leben aussprechen. Und sie in meinen Alltag wiederholen, anwenden und einsetzen. Gottesworte so oft wiederholen, bis sie sich tief in mein Herz gesenkt haben.
4.     Und ich möchte geduldiger, barmherziger und gelassener mit mir selbst sein. Normalerweise möchte ich alles sofort und alles richtig machen. Aber Glaube ist kein System sondern eine Beziehung. Jesus lädt mich ein ihm nachzufolgen. Glaube ist ein Weg und ein Prozess. Und lernen kann man nur im Vollzug und aus Fehlern. Und die bleiben Teil unseres Menschseins bis an unser Lebensende.

Danke Asaf für deinen inspirierenden Psalm. Danke Asaf Avidan für dein wunderschönes Lied. Danke Jesus für deine unendliche Liebe zu mir. 

Montag, 9. Juni 2014

1.8 Glaube & Vertrauen

Er hat uns davon befreit, so leben zu müssen, wie es in dieser vergänglichen, vom Bösen beherrschten Welt üblich ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: Jetzt komme ich wieder zu dem zurück, was ich in dem Blogeintrag vom 5. Juni beschrieben habe: meine Gesetzlichkeit!

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Als Jude musste man sich beschneiden lassen und an die Gesetze halten. Gnade, dieses wunderschöne und unergründliche Wort, hat ihnen Angst gemacht. Paulus argumentiert mit ihnen, indem er Abraham, den Stammvater des Volkes Israel als Beispiel heranzieht. Als Abraham lebte gabe es das Gesetz noch nicht. Als Gott Abraham dazu aufforderte ihm zu vertrauen und seine Heimat zu verlassen GLAUBTE Abraham an die Zusagen Gottes. Er glaubte und vertraute. Deshalb, so Paulus, sind die wahren Kinder Abrahams auch nicht die, welche von ihm abstammen, sondern solche, die wie er an Gott glauben.

Gottes Gnade macht auch heute noch Menschen Angst. Es ist zu schön um wahr zu sein. Zu einfach. Ich brauche nur glauben? Ich brauche nur um Vergebung zu bitten? Ich kann, ja darf gar nichts dazu beitragen? Ich brauche nichts bezahlen, keine Wiedergutmachung leisten? Ich brauche, darf und kann das nicht? Das ist unbegreiflich. Das widerspricht allen meinen Erfahrungen. Das gibt es doch gar nicht!


Nein, zu meiner Errettung kann ich nichts beitragen. Außer meiner Kapitulation. An dem Punkt wo ich, durch die Gnade Gottes und durch das Wirken seines Heiligen Geistes, erkenne, dass ich ohne Gott nichts bin und kann, da fängt Gott mich in Liebe auf.  Da errettet er mich vor dem Fall ins Bodenlose.

Sonntag, 8. Juni 2014

1.7 das Gesetz

Er hat uns davon befreit, so leben zu müssen, wie es in dieser vergänglichen, vom Bösen beherrschten Welt üblich ist.

Ebenso wie Jesus von der Gefangenschaft der Sünde, die eine Beziehung zu Gott unmöglich macht, befreit, befreit er von der Gefangenschaft des Todes. Natürlich muss jeder Mensch sterben, aber es ist ein Unterschied ob die unsterbliche Seele nach dem physischen Tod weiterhin und diesmal auf ewig in der Gottesferne bleiben muss, oder ob der Mensch in die vollkommene Gottesnähe eintreten darf.

Als Christ ändert sich das Vorzeichen meines Lebens. Wo vorher noch ein Minus stand - die Unmöglichkeit der Veränderung; das Fehlen von Gnade, Liebe und Vergebung; ein negatives Vorzeichen mit allen damit verbunden Verlusten -  steht jetzt das Plus! Das Plus der Gotteskindschaft; das Plus der Möglichkeit von Veränderung; das Plus an Gnade, Liebe und Vergebung; das Plus an zusätzlichem Lebensgewinn; alles Positive, Gute, Wahre, Echte und Schöne, das Gott für jene beteit hält, die an ihn glauben.

Es gibt noch eine Art von Freiheit, auf die ich hier kurz eingehen möchte: die Freiheit vom Gesetz. Natürlich ist dieses Thema ebenso umfassen und kompliziert wie die anderen von mir angerissenen Bereiche. Und natürlich kann ich mich auch hier nur laien- und stümperhaft an dieses große Gebiet herantasten.
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Paulus plädiert im Galaterbrief leidenschaftlich dafür, dass Erlösung ein Gnadenakt Gottes ist und der Mensch sich niemals aus eigener Kraft erlösen kann. Entscheidend ist, was Gott für den Menschen getan hat und nicht, was der Mensch für Gott tun möchte oder soll. Gott hat das Gesetz gegeben, damit die Menschen erfahren was sein Wille ist und sie sich danach richten können. Das Paradoxe ist nur, dass der sündige Mensch das Gesetz niemals vollkommen halten kann. Es ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Das Gesetz bewirkt eigentlich nur, dass der Mensch sich seiner Schwäche überhaupt bewusst wird und ihm in dieser verzweifelten Lage nichts anderes übrig bleibt, als sich Gottes Liebe und Gnade auszuliefern. Es entlarvt die Hilflosigkeit und Unzulänglichkeit des Menschen und bildet daher ein Hilfsmittel für den Weg der Gnade. Denn der unmögliche Gesetzesgehorsam des Menschen wird abgelöst durch die vergebende Gnade Gottes.

Es geht in dem Galaterbrief darum, dass falsche Lehrer auftraten und die Gemeinden in Galatien verunsichtern, indem sie behaupteten, dass Heiden, die Christen werden wollten, zunächst einmal zum Judentum übertreten mussten. Sie sollten beschnitten werden und die Last des Gesetzes auf sich nehmen. Diese "Judaisten" bezogen dieses Veständnis aus der Tatsache, dass Israel das ausgewählte Volk Gottes war und damit auch das Christentum allein den Juden vorbehalten war. Hätte diese Auffassung damals Erfolg gehabt, wäre aus dem christlichen Glauben vielleicht nur eine neue jüdische Sekte geworden.

Samstag, 7. Juni 2014

1.6 das Kreuz

Er hat uns davon befreit, so leben zu müssen, wie es in dieser vergänglichen, vom Bösen beherrschten Welt üblich ist.
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ER -  damit ist ja Jesus gemeint - hat uns davon befreit, so leben zu müssen, wie es in dieser vergänglichen, vom Bösen beherrschten Welt üblich ist.

Wenn Jesus nicht gekommen war um das Volk Israel von den Römern zu befreien, oder Sklaven von ihren Herren, wozu ist er dann gekommen? Wovon wollte er die Menschen befreien?

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass die Befreiung die Jesus bringt allen Menschen gilt. Gestern, heute und morgen. Der Zugang zu diese Freiheit ist weder zeitlich beschränkt, noch auf einige wenige Menschen oder ein bestimmtes Volk. Sie gilt allen! Und damit auch mir, heute, im Jahr 2014 in Westeuropa.

Jesus befreit aus der Gottlosigkeit. Auch wenn viele Menschen Freiheit sogar explizit mit Gottlosigkeit verknüpften, sind sie doch darin gefangen. Denn der Mensch kann nicht aus eigener Kraft aus der Gottlosigkeit in eine Beziehung mit Gott zurück kehren. Er ist darin gefangen. Ein Gefangener der Gottlosigkeit.

Durch sein Sterben am Kreuz hat Jesus den Menschen frei gemacht von dem Zwang der Sünde mit all ihren Folgen. Es gibt keine andere Möglichkeit aus eigener Kraft zu Gott umzukehren, sein Herz und Wesen zu ändern. Der Mensch hat lediglich die Freiheit sich gegen Gott zu entscheiden, bzw. weiterhin ohne Gott zu leben. Aber um zu Gott zurückkehren zu können, bedarf es des Kreuzes. Das Kreuz ist der Wendepunkt der Menschheitsgeschichte nach dem Sündenfall. Es ist DAS Ereignis, woraufhin unmittelbar nach dem Sündenfall schon hingewiesen wurde. Gott hatte sofort Plan B bereit und eine Verheißung, eine Hoffnung, eine Zukunft für den abgefallenen Menschen in Aussicht gestellt.

Freitag, 6. Juni 2014

1.5 damals

Er hat uns davon befreit, so leben zu müssen, wie es in dieser vergänglichen, vom Bösen beherrschten Welt üblich ist.

Was hat Freiheit damals bedeutet? Was hat Paulus damit gemeint und was haben die Galater darunter verstanden?

In der griechischen und römischen Kultur gehörte Freiheit zum unantastbaren Recht jedes Bürgers und unterschied ihn von den niederen Schichten und unterjochten Völkern. Freiheit bedeutete "zum Volk gehörig" und beinhaltete freies Rederecht, Mitbestimmung in der Volksversammlung und freie Verfügungsgewalt über sich selbst und sein eigenes Leben. Damit Freiheit nicht in Willkür ausartete, gab es das Gesetz. Das Gesetzt wurde nicht als Einschränkung der Freiheit, sondern als Garantie zur Erhaltung der Freiheit verstanden.
Wer in der damaligen Kultur nicht frei war, z.B. Sklaven, konnte nicht über sich, seine Zeit oder sein Tun, verfügen.

Israel selbst hat nur selten in dem Idealzustand gelebt, sein Schicksal selbst bestimmen zu können. Oft war das Volk fremden Herrschern unterworfen und lebte in Unterdrückung, Gefangenschaft oder Exil.

Es ist nicht nur sehr interessant sondern äußerst bemerkenswert zu entdecken, wie hoch Gott selbst die Freiheit des Menschen wertet. Im AT gibt es zahlreiche Gesetze in denen die Freilassung von Sklaven angeordnet und geregelt werden. Ein geradezu modernes Asylrecht für entlaufene Sklaven gehört z.B. ebenso dazu, wie die Freilassung nach 6 Jahren Knechtschaft inklusive sozialer Absicherung.

DAS einschneidende Erlebnis des Volkes Israel in diesem Zusammenhang ist sicherlich die Befreiung aus Ägypten. Dabei wird deutlich, dass Freiheit ein Geschenk und keine Errungenschaft ist. Und das Freiheit untrennbar mit dem Geber, mit Gott, verbunden ist. Der Abfall von Gott führt unmittelbar zum Verlust der politischen Freiheit.
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Während es im AT also überwiegend um die äußere Freiheit geht, wandelt sich die Bedeutung dieses Begriffes im NT. Das Nebeneinander von Freien und Sklaven wird grundsätzlich nicht in Frage gestellt. Und auch die Befreiung aus der Fremdherrschaft der Römer ist nicht das Anliegen Jesu. Als er damals sagte, dass nur derjenige wirklich frei ist, den der Sohn Gottes befreit hat (Joh.8,36), dann sprach er von einer anderen Art von Freiheit.

Donnerstag, 5. Juni 2014

1.4 Das ist es!

Er hat uns davon befreit, so leben zu müssen, wie es in dieser vergänglichen, vom Bösen beherrschten Welt üblich ist.
 
Wikipedia bringt mich also nicht sonderlich weiter. Also versuche ich nochmal dem nachzuspüren woran ich zuerst gedacht habe - meine Assoziationen dessen, wovon Jesus mich frei machen kann.

Jesus kann mich befreien von:
  • Inneren Zwängen und Gebundenheiten. Ich brauche mich von den Prägungen, Verletzungen und Negativ-Sätzen über mich selbst nicht länger bestimmen zu lassen. Die inneren Antreiber können entlarvt und vertrieben werden. Das geht nicht ohne meine Mitarbeit, ohne Kampf und ohne Schmerz. Es geht auch nicht ohne Hilfe von außen, ohne Beratung, Seelsorge und Therapie. Aber ohne Jesus ginge es gar nicht. Wenn ich seine Möglichkeiten "anzapfe", mich von seiner Liebe heilen lasse und seine Kraft wirken lasse, dann befreit er mich!
  • Neid. Neid auf die Schönen, Schlanken, Reichen. Auf die Schlauen, Begabten und Beeindruckenden. Auf die Sportlichen, Musikalischen und Kreativen. Von dem Zwang mich unwillkürlich zu vergleichen; mich selbst zu produzieren; mich besser darzustellen als ich bin; Masken zu tragen und Rollen zu spielen. Wenn ich lästere, schlecht über andere rede, über andere urteile und meine eigene Sicht der Dinge für einzig wahr und richtig halte; wenn ich mitmache um dabei zu sein, ... Diese vielen einzelnen Momente und Situationen wo ich so bin wie ich gar nicht sein will. Wo ich mich selbst nicht leiden kann und das an anderen auslasse. Wo ich Frust mit Essen und Minderwertigkeitsgefühle mit Klatsch kompensiere. All das sind die kleinen, gemeinen, unsichtbaren, klebrigen Tentakel dessen, was in der Welt - also in meinem ganz normalen Alltagsleben und vor allem in mir drin! - üblich ist.
  • Dem mehr. Immer mehr besitzen, immer mehr machen, immer noch mehr. Maßlosigkeit. Völlerei. Höher, weiter, schneller, besser. Neuer. Die nächste Version. Mit noch mehr Funktion. Billiger. Alles noch billiger. Alles sofort. Nicht mehr sparen, nicht mehr warten, nicht mehr teilen. 
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  • Gesetzlichkeit! Ich bin ein durch und durch auf Regeln, Struktur und Ordnung gepolter Mensch. Typisch deutsch. Abgesehen von meiner chronischen Unpünktlichkeit (by the way: auch davon könnte Jesus mich befreien ...) und meiner noch stärker verinnerlichten Bequemlichkeit; liebe ich Ordnung. Damit meine ich nicht sauber - einen klinisch reinen Haushalt mit sterilen Oberflächen. (Schließlich lebe ich mit einer Katze, drei Kindern und einem Mann zusammen ...) Sondern schlicht und ergreifend: Ordnungssysteme! Meine Lieblingsabteilung bei IKEA ist die mit den Aufbewahrungskisten und -systemen. Ich habe gerne alles beschriftet, sortiert und in Kategorien eingeteilt. Deshalb mag ich Pinterest, Aktenordner und Schubladen. Wahrscheinlich bin ich auch nur deshalb Buchhändlerin geworden, weil Bücher rechteckig sind! Das mag sich lustig und schrullig anhören, kann aber auch ins pathologische kippen und zwanghaft werden. Bei äußeren Dingen schlimm genug. Aber innere, festgefahrene Denkmuster sind noch schlimmer. Und darunter leide ich an mir selbst besonders. Gut ist, dass ich es überhaupt merke. Gut ist, dass auch das nicht so bleiben muss.
Und damit habe ich meinen Knackpunkt gefunden. Ich bin in einem liebevollen, aber strengen, engen und gesetzlichen System von Familie und Gemeinde groß geworden. Das hat mich, mein Gottesbild und meine unwillkürlichen Denk- und Verhaltensmuster geprägt. Gesetzlichkeit ist mir in Fleisch und Blut übergegangen und lässt mich oft hart, lieb- und verständnislos reagieren. Es macht keinen Spaß sich das einzugestehen, hinzusehen und zu benennen. Die Wahrheit über sich selbst zu erfassen. Umso schöner, dass dieser Vers aus Galater in diese Abgründe meines Herzens hinein leuchtet und mir zusagt: Du musst nicht mehr so leben! Jesus hat dich davon befreit!